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All Seasons

Season 1

  • S01E01 Sehen - Das Chaos entschlüsseln

    • 3sat

    Dem Sehen, unserem wichtigsten Sinn, ist unsere erste Folge gewidmet. Das Auge liefert uns 80 Prozent der Informationen, mit der wir die Welt wahrnehmen - alle anderen Sinne sind ihm untergeordnet. Die Erfindung des Auges war ein Geniestreich der Natur. Ein Organismus, der sieht, ist blinden Artgenossen weit voraus. Das Auge erkennt Beute oder Feinde schon von weitem. Wenn sich der Gegner erst schmecken, riechen und fühlen lassen kann, ist es eindeutig zu spät zum Fliehen. Doch Auge ist nicht gleich Auge: Der Adler braucht bessere Augen als der Maulwurf. Das Sehorgan muss also dem Lebensraum des Besitzers angepasst sein. Das erste paläontologisch nachweisbare Auge existierte vor etwa 540 Millionen Jahren während der sogenannten "Kambrischen Explosion". Es gehörte dem Trilobiten, einem gepanzerten Gliedertier, und war schon sehr komplex. Das heißt, es muss schon sehende Vorfahren gegeben haben. Mit der Erfindung des Sehens ging ein regelrechtes Wettrüsten zwischen Räubern und Opfern einher. Vor etwa 440 Millionen Jahren waren alle heute existierenden Augentypen entwickelt. Bis zu unseren modernen Formen wurde nur noch verfeinert. Die ersten Augen besaßen vermutlich Einzeller, die ausmachen konnten, wo die Sonne scheint und wo nicht. Nach einer sich immer mehr zu bestätigenden Theorie stammen alle Arten von Augen von diesem Urtypus ab. Diese Einzeller waren auf die Fotosynthese angewiesen und dafür war ein lichtempfindlicher Fleck auf ihrer Oberfläche ideal. Die nächste Stufe der Evolution kam mit den Mehrzellern. Einige Zellen wurden ausdifferenziert und vollkommen für die Aufgabe abgestellt heraus zu bekommen, wo hell und wo dunkel ist. Häufen sich diese Zellen an einer Stelle an, so sprechen die Evolutionsbiologen von Flachaugen. Mit ihnen konnten die Lebewesen schon die Richtung wahrnehmen, aus der ein Räuber kommt. Nahm die Zelle links außen etwas zu erst war, kam das Objekt von links. Der nächste Schritt ging die Evolution damit, das

  • S01E02 Hören - Klänge im Ohr

    • 3sat

    Der Hörsinn funktioniert bereits im Mutterleib: Ab der 20. Schwangerschaftswoche kann das Ohr Töne aufnehmen, das ungeborene Kind erkennt die Stimme der Mutter. Ist das Kind geboren, erkennt es schnell die Macht der eigenen Stimme. Das Gehör spielt dabei die entscheidende Rolle bei sozialer Interaktion, denn es ist genau auf die Frequenz und den Rhythmus von Sprache geeicht. Biersorten allein am Klang beim Eingießen ins Glas zu erkennen, das ist nur mit einem extrem gut geschulten Gehör möglich. Am optimalen und sortenspezifischen Klang für Bier wird aktiv getüftelt, denn schließlich können auch die Geräusche beim Umgang mit einem Produkt die Kaufentscheidung beeinflussen. Der Psychoakustiker und Sound-Designer Friedrich Blutner arbeitet in seinem Institut daran, hässliche, banale und traurige Geräusche aus unserem Alltag zu verbannen und Haushaltsgeräte oder Lebensmittel mit dem optimalen Klang auszustatten. Er hat so feine Ohren, dass er eine Veränderung der Bierrezeptur am Zischen erkennt. Die Welt hörend zu erleben: Der Schweizer Klangarchitekt und Musiker Andres Bosshard nimmt die Zuschauer mit auf diese Hör-Reise. Er hat sein Leben den Tönen verschrieben, entwirft Klangkompositionen und akustisch optimal gestaltete Räume. Im Laufe des Filmes sammelt er Geräusche, Klänge sowie Töne und führt diese dann in einem Klangturm am Bieler See zu einer Klang-Collage aus natürlichen Geräuschen und Klängen von akustischen Instrumenten und elektronischen Quellen zusammen. Auch der Soundtrack des gesamten Filmes ist sein Werk.

  • S01E03 Riechen und Schmecken - Die Sinne der Seele

    • 3sat

    Das meiste, was wir als angenehm zu riechen empfinden, wie den Duft von frischem Kaffee am Morgen, Rotwein und Parfüm, haben wir uns nicht selber ausgesucht. Aber auch das, was unangenehm zu riechen ist, wie Verbranntes, Totes, schlechter Fisch oder Angstschweiß, gibt uns die Natur vor. Es ist ein genetisch vorgegebenes Programm, das für die Menschen - früher mehr als heute - überlebenswichtig war. In den Tagen vor der "Erfindung" eines Haltbarkeitsdatums war der Geruch ausschlaggebend um Genießbares von ungenießbarem zu unterscheiden. Tausende von unterschiedlichsten Duftreizen steuern täglich auf unsere Nase zu. Der Geruchssinn ist eine relativ unterschätzte Wahrnehmung, die meist vom Auge dominiert wird. Das Team um den Zellphysiologen Hanns Hatt an der Ruhr Universität Bochum ist es gelungen, ein Geheimnis zu lüften und wurde kürzlich mit dem Nobelpreis für Medizin und Physiologie ausgezeichnet. Denn die Grundprinzipien des Erkennens und Erinnerns von rund zehntausend verschiedenen Gerüchen waren bis dato unverstanden. Millionen von Duftdetektoren sitzen in der Nasenschleimhaut und fischen aus der Luft gezielt jene Geruchsstoffe heraus, deren Form und chemische Eigenschaften besonders gut zu den Rezeptoren passen. Das lässt sich ähnlich wie der Schlüssel zu einem Schloss vorstellen. Hat ein Rezeptor ein passendes Duftmolekül eingefangen, dann löst dieser Botenstoffe aus. Die Signale werden an dem sogenannten "Riechkolben", einem vorgelagerten primitiven Teil des Gehirns, empfangen. Vielleicht ist das auch ein Grund weswegen der Geruchssinn meist unbewusst vonstatten geht: Weil es ein sehr "alter" Sinn ist, der an einen "alten" Teil des Gehirns andockt. Von dort übermitteln Nerven die Botschaft weiter in die Großhirnrinde. Das war schon früher bekannt. Das Rätsel war, wie schaffen es nur tausend unterschiedlicher Rezeptortypen, mehr als zehntausend verschiedene Düfte zu identifizieren? Die Lösung auf die Hanns Hatt und seine Ko

  • S01E04 Fühlen - Berührung ist Leben

    • 3sat

    Die "technischen Daten" der Haut sind eindrucksvoll: bis zu zwei Quadratmeter groß - bis zu 10 Kilo schwer - im Gesicht nur 0,1 Millimeter dünn - bis 5 Millimeter dick an der Ferse - 2 Millionen Schweißdrüsen, die pro Tag bis zu 5 Liter Wasser produzieren können - pH-Wert von 5,5. Der professionelle Extremsportler Alexander Huber ist auf seine Haut angewiesen. Auf seiner Tour ist der 33-jährige Bergführer "free solo" in der Bergwelt unterwegs. "Free solo" bedeutet Klettern ohne Seil, ohne Gurt, ohne Karabiner. Am 1. August 2002 stieg Alexander Huber "free solo" in den Dolomiten durch die Diretissima, das Bergmassiv der Großen Zinne – eine unglaubliche Leistung. Grenzenloses Vertrauen in die tastende Wahrnehmung seiner Fingerspitzen verhindert, dass er während seines vierstündigen Aufstiegs in den Tod stürzt. Alexander Hubers Leben hängt an den Fingerspitzen, die sich tastend von Felsvorsprung zu Felsvorsprung vorwärts bewegen. Die Haut gibt uns die Fähigkeit, Berührungen, Druck, Spannung und Temperaturunterschiede wahrzunehmen. Mit der gesamten Körperoberfläche können wir taktile Reize aufnehmen. Sensoren melden Temperaturveränderungen und Schmerzerlebnisse, wir Menschen erleben Behagen und Unbehagen. Der Tastsinn gilt deshalb als der eigentliche Kontaktsinn, mit dem die Umwelt erfahrbar wird. Von intensiver Berührung profitieren besonders früh geborene Kinder. Es ist vielfach belegt, dass die Känguru-Methode, also der Haut-zu-Haut-Kontakt der Kleinen mit den Eltern, sehr zu ihrem Wohlbefinden und ihrer Entwicklung beiträgt. Wie wichtig die Haut und der Tastsinn ist, zeigt sich, wenn er gestört ist. Ein fehlendes Schmerzempfinden ist eine gefährliche Krankheit. Über kurz oder lang zerstört der Betroffene seine Extrimitäten, da er sie nicht fühlen kann. Bei der bösartige Lepra befällt der Erreger die Nervenzellen. Die Folge ist Empfindungslosigkeit für Kälte oder Wärme und Schmerz. Leprakranke verlieren ihre Finger und Z