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Nadelöhr Nord-Ostsee-Kanal

Das Containerschiff „Bernhard Schepers“ muss zweimal wöchentlich auf ihrem Weg von Dänemark nach Hamburg durch den Nord-Ostsee-Kanal, von Kiel-Holtenau nach Brunsbüttel und zurück. Eigentlich reine Routine, sollte man meinen, aber jede Passage ist anders. Wenn Kapitän Michael Hornich Glück hat, dauert die Fahrt acht Stunden, wenn er Pech hat, sind es zwölf und mehr! Denn obwohl die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt seit mehr als 120 Jahren in Betrieb ist, ist es für ein großes Seeschiff nicht einfach, sie zu befahren. Die „Bernhard Schepers“ ist 151 Meter lang, hat Platz für rund 1.000 20-Fuß-Container. Gefahrlos kann die „Berhard Schepers“ immer nur einem anderen großen Schiff zur Zeit in den Kanalweichen begegnen. Bei rund 100 Kilometer Kanallänge gibt es ein Dutzend davon. Die Begegnung von zwei Riesenschiffen muss also geplant werden. Wer auf wen in der Weiche warten muss, befindet sich in der Verordnung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Sven Krieg, Nautiker bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, entscheidet in Brunsbüttel am Bildschirm zusammen mit seinen Kollegen nach einem 120 Jahre alten Prinzip darüber, manchmal bei 20 bis 30 Schiffen gleichzeitig. Die Anweisungen werden dann von Kanallotsen und Kanalsteuerern umgesetzt. Sie steigen auf jedes große Schiff bei jeder Kanalpassage zu. Der Kapitän sitzt daneben, kocht Kaffee und muss den Druck aushalten, ob alles reibungslos klappt. Seine Linie, sein „Charterer“, hat die Ankunftszeit in Hamburg ja schon gebucht. Kann er diese einhalten? Michael Hornich fährt seit Jahrzehnten durch den Kanal. Er weiß, wie man die Aufregung einfangen kann; aber spätestens in Rendsburg fängt auch er an zu rechnen: Wenn es jetzt schnell durch die Weiche Breiholz geht, dann wäre die „Bernhard Schepers“ um 17 Uhr in Brunsbüttel. Aber da kommt ja noch das große Passagierschiff „Boudicca“ auf ihn zu. Ob die Begegnung ohne Probleme verläuft?

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